Maus Contemporary
CLAUDIA CHASELING
moments of failure
Das Grundmotiv dieses Triptychons ist einer der vielen brechenden Staudämme der jüngsten Zeit. Drei Motive wurden von 3 Sekundenaufnahmen des Brechens genommen und als Grundprinzip der Malerei verwendet.
Eingebettet in die abstrahierte Dynamik der kurzen Augenblicke des Wasserdurchbruchs, sind Informationen über aktuelle Umweltpolitische Konflikte. Im Bild wird Naturgewalt mit menschlichen Entscheidungen parallel gestellt, wobei in Realität gravierende Veränderungen in der Natur oft die Konsequenz von menschlichen Entscheidungen und dazugehörendem Handeln sind. Die Entwicklungen in der Umwelt wiederum beeinflussen menschliches Denken und Handeln erneut. Hauptquelle für Texte, Zitate und URL Codes in diesem Triptychon ist der Environmental Justice Atlas, eine neutrale Datenbank, die Fakten sammelt und Vorkommnisse weltweit über Jahre hinweg begleitet (ejatlas.org).
Ursprung der amorphen und biomorphen Abstraktion der Malereien sind langjährige Naturbeobachtungen. Wobei in dem Zeitraum 2000-2010 der Fokus auf Strukturen in der Natur lag, die sich über Jahrtausende entwickeln sowie Linien in Gestein, aber auch Wasserbewegungen und Fraktale; liegt der Fokus seit 2010 auf mutierter Natur, deren Veränderungen durch chemische Einflüsse wie Pestizide und Radioaktivität verursacht werden. Ausgangspunkt der Malereien sind stets Beobachtungen der Umwelt und deren Veränderung. Kombiniert wird diese malerische Formsprache mit Texten, comicartigen Gestalten und oft Elemente aus Architektur und Technik.
Claudia Chaseling "moment of failure 00:03"
Claudia Chaseling
moment of failure 00:03
2022
oil, pigment, MDM binder, and gold leaf on canvas
170 by 170 cm (approx. 66.9 by 66.9 in.)
Claudia Chaseling "moment of failure 00:05"
Claudia Chaseling
moment of failure 00:05
2022
oil, pigment, MDM binder, and gold leaf on canvas
170 by 170 cm (approx. 66.9 by 66.9 in.)
Claudia Chaseling "moment of failure 00:07"
Claudia Chaseling
moment of failure 00:07
2022
oil, pigment, MDM binder, and gold leaf on canvas
170 by 170 cm (approx. 66.9 by 66.9 in.)
Die 1973 in München geborene Künstlerin Claudia Chaseling wohnt und arbeitet in Berlin, verbringt aber seit etwa 20 Jahren auch viel Zeit in Australien. Ihre Stationen führten über die Kunstakademien in München und Wien sowie die Universität der Künste in Berlin. Dort absolvierte sie im Jahr 2000 bei Prof. Marwan den Meisterschülerabschluss. Die Australian National University in Canberra hat ihr 2019 den Doktortitel der Philosophie in bildender Kunst verliehen, die australische Botschaft widmete ihr im vergangenen Jahr eine vielbeachtete Einzelausstellung.
Chaseling ist bekannt für Spatial Paintings – abstrakte Wandgemälde, die an Wänden, Böden und Decken befestigt sind und den Raum optisch verzerren. Sie veröffentlichte außerdem zwei Graphic Novels, deren Titel bereits auf das Hauptthema ihrer Arbeiten hinweisen: „the black whole“ und „Murphy the mutant“. Mit Mutationen hat sich die Künstlerin schon beschäftigt, als sich dieser Begriff noch nicht auf die neueste Covid-19-Variante bezog. Sie spürt der radioaktiven Kontamination nach, die der Mensch der Welt hinterlässt. Den Pflanzen, den Tieren, der Landschaft – und seiner eigenen Spezies. Ein Dokumentarfilm über den Einsatz von Waffen mit angereichertem Uran inspirierte Chaseling einst dazu, sich künstlerisch mit atomar verformten Kreaturen und ihrer Umwelt auseinanderzusetzen.
Mit Pigmenten malt sie Bewegungen organischer Formen, optisch umgekehrte Perspektiven und grell fluoreszierende Wellenstrukturen. Die Motive der raumorientierten Malerei bestehen aus verzerrten Landschaften, entfremdeten Orten, mutierten Pflanzen und Lebewesen, deren Deformationen von toxischer und radioaktiver Kontaminierung herrühren. Gemalte Textelemente, Internetlinks und Symbole im Bild eröffnen die Themen auf einer weiteren Ebene. Es wird ein Wirbel aus Utopien und Visionen konzipiert und eine ungewöhnliche, verzerrte Perspektive erzeugt.